Stellungnahme Missbrauchsskandal Katholische Kirche in der Schweiz

Wir alle sind entsetzt über das Ergebnis des Pilotprojekts zur Geschichte sexuellen Missbrauchs in der röm.-kath. Kirche in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Stellungnahme der Auftraggeberinnen dieser Studie – Schweizerische Bischofskonferenz (SBK), Röm.-Kath. Zentralkonferenz Schweiz (RKZ) und Ordensgemeinschaften (KOVOS) – lässt sich wie folgt zusammenfassen:

1) Die Studie zeigt das Versagen der Kirche im Umgang mit Missbrauch. Kirchliche Führungspersonen haben verantwortungslos gehandelt, Betroffene nicht ernst genommen, Täter geschützt. Sogar mehrfach verurteilte Täter wurden versetzt und damit weitere Verbrechen in Kauf genommen. SBK, RKZ und KOVOS stellen sich dieser Schuld, übernehmen Verantwortung und werden alles tun, um die Risiken für Missbräuche zu minimieren und deren Vertuschung künftig zu unterbinden.

2) Sie wollen hinschauen, hinhören und handeln und haben Massnahmen auf nationaler Ebene beschlossen, um Missbrauch künftig noch entschiedener zu bekämpfen. Sie schaffen in der ganzen Schweiz unabhängige Meldestellen, damit Missbräuche leichter gemeldet und schnell die notwendigen Schritte eingeleitet werden können. Künftig wollen sie angehende kirchliche Mitarbeitende kritischer als bisher auf ihre Eignung prüfen. Das Personalwesen soll professionalisiert und die Vernichtung von Akten unterbunden werden.

3) Sie anerkennen, dass grundlegende Mechanismen der Kirche den Missbrauch in diesem Ausmass überhaupt ermöglicht haben. Diese Mechanismen wollen sie angehen, damit sich wirklich etwas ändert. Dazu gehören: die Machtfrage, die Sexualmoral, das Priester- und das Frauenbild sowie die Ausbildungs- und Personalpolitik.

Das Ausmaß der sexuellen und spirituellen Missbräuche ist erschreckend, ist es doch erst die Spitze des Eisbergs, die sichtbar wurde. Als Seelsorgeteam und «Kirche vor Ort» gemeinsam mit vielen Gläubigen sind wir entsetzt, traurig, mitleidend und auch wütend.

Wir beten in erster Linie für die Opfer, ihr Leid und ihre Not. Wir fordern, dass sie in Zukunft gesehen, gehört und begleitet werden

Wir beten auch für die Kirche, dass sie endlich ihre eigene Schuld anerkennt, Täter nicht mehr schützt und den Betroffenen Gerechtigkeit widerfahren lässt, indem sich die Verantwortlichen der Wahrheit stellen und das Leid nicht weiter verharmlosen und vertuschen.

Was aufhören muss: schöne, salbungsvolle Worte. Wir fordern echtes und ehrliches Handeln und eine «System-Veränderung»!

Das Seelsorgeteam

Um Missbräuchen und Fehlverhalten künftig noch konsequenter vorzubeugen, lanciert die Katholischen Kirche im Kanton Zürich das Meldesystem «Kirche schaut hin». Es ist ein niederschwelliges und gänzlich anonymes Meldesystem für Hinweise auf mögliche Vorfälle oder Verdachtsfälle von Fehlverhalten im kirchlichen Umfeld – seien es eigene Erlebnisse oder Beobachtungen von unangemessenem Verhalten. Jede Meldung wird zeitnah mit Fachpersonen bearbeitet und beantwortet. So kann frühzeitig Fehlverhalten aufgedeckt und weiteres Leid hoffentlich verhindert werden.

Das Meldesystem «Kirche schaut hin» ergänzt den Verhaltenskodex zur Vorbeugung von Machtmissbrauch und Übergriffen, der im ganzen Bistum Chur gilt. Dieser Verhaltenskodex gehört zur Anstellungsordnung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich und ist somit für alle kirchlichen Angestellten im Kanton Zürich verbindlich.
Die von der Uni Zürich vorgelegte Studie zeigt zudem ein eklatantes Versagen der Kirchenleitung im Umgang mit Akten sowie in der Personalverwaltung. Das Personalmanagement muss endlich auch auf Ebene der Diözese professionalisiert werden und zeitgemässen Standards genügen. Das ist zentral beim Umgang mit Missbrauch und der dazugehörigen Prävention.

Weitere Informationen finden Sie hier:

Der direkte Link zum Meldesystem: https://zhkath.kircheschauthin.ch/